Grenzüberschreitende Zahlungen vereinfachen

Vor dem Hintergrund der Globalisierung sowie neuer Informations - und Kommunikationstechnologien ist der weltweite Handel zuletzt immer näher zusammengerückt. Formloser und enger Austausch zwischen Verbraucher und Unternehmen ist selbstverständlich, Kosten sind gesunken – diese Trends spiegeln sich im internationalen Zahlungsverkehr wider. 

 

Druck von allen Seiten


Banken sind zunehmend gefragt, internationale Zahlungen zu vereinfachen und reibungsloser zu gestalten. Die Forderung kommt sowohl von Privatkunden als auch von Corporates, die jederzeit flexible und möglichst einfache Zahlungslösungen wünschen. Dazu kommt Konkurrenz durch alternative Akteure, Anbieter von Zahlungskarten, die die eigene Position ausbauen und vom Marktwachstum profitieren wollen, sowie von Infrastrukturlösungen, die Banken dazu zwingen, ihre Services weiter auszubauen. Weiter trägt SWIFT mit seinem Angebot SWIFT gpi zu schnelleren Zahlungen und mehr Transparenz bei. Die neue Initiative SWIFT Go bietet Verbrauchern sowie kleinen und mittelständischen Unternehmen günstig reibungslose, grenzüberschreitende Services für kleinere Zahlungen an. 

Seit Mitte 2020 schauen außerdem die Behörden, unter ihnen Regulierer, Zentralbanken oder Exekutivorgane wie die Europäische Kommission, verstärkt auf ein Thema, das sich am besten mit dem Kürzel „3P“ zusammenfassen lässt: People, Planet und Prosperity. Beim ersten „P“/ People (Menschen) geht es um soziale Inklusion – zum Beispiel sollen so Überweisungen an Angehörige weltweit erleichtert werden. Das zweite „P“/ Planet steht für soziale und ökologische Verantwortung, kurz Corporate Social Responsibility (CSR). Final sollen reibungslose internationale Zahlungen den Welthandel begünstigen und somit zum Wirtschaftswachstum beitragen – das dritte „P“/ Prosperity (Wohlstand). Die politischen Akteure wollen so mit dem Privatsektor zusammenarbeiten, um nachhaltige Lösungen zu schaffen. 

 

Roadmap


Idealerweise sollten Behörden im vierten Quartal 2021 den Banken ihre Vorstellungen für Ziele, die bis 2027 erreicht werden sollten, mitteilen. Die Informationen sollten umfassen: erwartete Kosten, vorgeschriebene Geschwindigkeit in der Ausführung (Verfügbarkeit 24/7/365, Instant-Payments), Transparenz bezüglich mitgeteilter Informationen (Kostenübersicht, welchen Betrag erhält der Empfänger tatsächlich), Zugang zu Systemen weniger gut erschlossener Märkte, die Sanktionen oder Embargos unterliegen, besonders dem Risiko von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung ausgesetzt sind oder strenge Regeln für Devisen- und Handelskontrollen befolgen müssen. Ein Problem hierbei: Services und Anforderungen steigen, während die Preise weiter sinken. Dieser Faktor dürfte daher auch die Konsolidierung im Markt beschleunigen. Denn nur Player, die in reibungslose, kostengünstige Prozesse investieren und ihren Kunden attraktive Rahmenbedingungen bieten, werden die notwendigen Volumina generieren können um am Markt zu bestehen. 

 

Bestehende Herausforderungen …


Der Wunsch nach einem einheitlichen globalen Zahlungsraum trifft jedoch auf praktische Hindernisse wie fehlende Möglichkeiten zu Sofortzahlungen, Schwierigkeiten bei Devisengeschäften und Interoperabilität sowie Kontrollmöglichkeiten im weiteren Sinne. Obwohl die Technologie bereits Zahlungen rund um die Uhr, sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr ermöglicht, wird reibungsloser Ablauf oft durch die Tatsache verhindert, dass Abwicklungssysteme der Zentralbanken nicht kontinuierlich geöffnet sind, selbst wenn Öffnungszeiten in letzter Zeit immer weiter erweitert wurden. Ab November 2022 wird aber wenigstens die Europäische Zentralbank um 2:30 Uhr statt wie bisher um 7:00 Uhr öffnen und in naher Zukunft voraussichtlich 24/7/365 geöffnet sein. Dann wird sich für die Banken das Problem des „follow the sun“ stellen: Sie müssen über Systeme verfügen, die in der Lage sind, mit Kunden 24/7/365 zu interagieren. Dies erfordert umfangreiche technische und personelle Mittel, um eine Überwachung von Zwischenfällen zu gewährleisten, Anpassungen bei Transaktionen vorzunehmen und Kontrollen für die Vermeidung von Betrugsfällen durchzuführen. 

Bei Devisengeschäften erfordert jede nicht umgerechnete Überweisung in die Währung des Bestimmungslandes einen Wechsel bei Zahlungseingang, was einige Zeit in Anspruch nehmen kann. Was die Interoperabilität betrifft, so können die technischen Formate von einem Gebiet zum anderen abweichen. Schließlich stellt die fehlende Harmonisierung bei der Anwendung von Kontrollvorschriften aller Art (Kapital, Devisen, Compliance usw.) ein wichtiges Problem dar. Dies ist selbst bei Sofortüberweisungen in Euro der Fall, da es sogar in der Eurozone bzw. den SEPA-Gebieten keine ganzheitlichen Compliance-Regeln für die Erfassung von Transaktionen gibt. Zwischen fünf bis zehn Prozent der grenzüberschreitenden Sofortzahlungen in Euro können daher aktuell nicht ausgeführt werden.

 

… und mögliche Lösungen


Die Harmonisierung und Stärkung der Kontrollen auf globaler Ebene, eine einheitliche Vorgehensweise sowie ausreichend Teams, um das „follow the sun“-Prinzip sicherzustellen, sind einige der Antworten auf die Herausforderungen. Eine einmalige Filterung grenzüberschreitender Zahlungen auf der Grundlage harmonisierter Vorschriften würde zudem die Kosten erheblich senken. Dies trägt zur höheren Effizienz bei, da damit Schwächen in der Zahlungskette vermieden werden. Bei Problemen mit Devisen gibt es zwei Lösungen: Banken können entweder direkt die Währung des Ziellandes nutzen oder zukünftig auf digitale Währungen setzen, die von Zentralbanken herausgegeben und mit einem offiziellen Wert wie ein Geldschein versehen werden. Damit wären Schwierigkeiten mit Währungswechseln Geschichte. Hier ist aber zu klären, ob die digitalen Währungen untereinander kompatibel sind (technische Voraussetzungen, Halteregeln, Anonymität), damit sie gegeneinander gewechselt werden können.

Um einen ungestörten Rund-um-die-Uhr Ablauf zu garantieren sind außerdem Kapazitäten außerhalb des Heimatmarktes nötig. So verfügt Société Générale über operative Teams mit Sitz in Paris und Chennai, die sich abwechseln, wenn Märkte im jeweiligen Gebiet geschlossen sind. Die Bank verfolgt außerdem seit längerem in Zusammenarbeit mit anerkannten Experten und Behörden die Entwicklung eines gemeinsamen globalen Austauschformats. Dies ist der Zweck des einheitlichen ISO 20022 Standards, der bis Ende 2025 von den wichtigsten Marktteilnehmern implementiert wird. Société Générale hat darüber hinaus von Anfang an in SWIFT gpi investiert, setzt die Lösung seit 2017 bei ihren institutionellen Kunden ein und will sie künftig Privatkunden sowie kleinen und mittelständischen Unternehmen zur Verfügung stellen. Schließlich prüft die Bank die Möglichkeit, SWIFT gpi mit lokalen, rund um die Uhr verfügbaren Sofortzahlungssystemen zu kombinieren, was viel mehr Akteuren den Zugang ermöglichen könnte.

Auch wenn viele Cross-Border-Zahlungssysteme aufgrund der beschriebenen Barrieren noch einige Jahre lang nebeneinanderher existieren werden, gibt es eine eindeutige Bewegung hin zu einem einzigen globalen Modell, von dem langfristig alle Teilnehmer im Business profitieren können.